Der Narrenfang Coup

Tatsachenstory als Roman.

Vor über 30 Jahren eines der größten Ermittlungsverfahren Deutschlands und leider reale Krimikomik über Nepp und Täuschung.

Wünsche, die nie wahr werden konnten.

Innerhalb von ca. 9 Monaten zockten die Ganoven 25.000 Personen ab.

Aus der Kneipe hin zur Tat.

Alkohol und Drogen trieben sie zu Höchstleistungen.

Knast und Psychiatrie zur Ernüchterung!

Viel Geld und ein schnelles Ende!

Nachdem mir Details bekannt wurden, nahm ich mir als Autor gerne der Sache an. Vieles bleibt unverständlich. Offensichtlich blendeten Wünsche den Realitätssinn aus.

Ich beginne mit der Masche:
Im guten Glauben stellen sie ihren Antrag, zahlen Vorkasse für die Bearbeitung, leisten Sicherheitsgebühren usw., mit dem Ergebnis, nie einen Kredit zu erhalten – viel Unterhaltung ist jedoch garantiert!
Namen wurden geändert und durch Fantasiebezeichnungen ersetzt.
Es ist davon auszugehen, dass die Bekanntschaften durch Kneipenbesuche zustande kamen. Bugg 2 war stellvertretender Kneipier. Sein humorvolles Gemüt zog viele Gäste in seinen Bann und er konnte lachen wie kein anderer. Sein Bierbauch wackelte dazu im Rhythmus. Würfelspiele mit den Anwesenden waren seine Spezialität und so kamen am Abend leicht 50 Schnäpse und 20 Pils zustande, die die Gurgel runtergingen wie Öl, nur besser schmeckend. Unterhaltung, Lachen und Scherzen – ein Spaß jagte den anderen. 

Bei ihm also trafen sich alle und die Freundschaften begannen. Verschiedene Charakteren, die aber zusammenpassten, suchten und fanden sich hier laufend. Realistisch betrachtet waren alle vier verkorkste Existenzen. Eine normale Arbeit war verpönt, denn da bliebe ja vor lauter Arbeitszeit nichts übrig für das Leben.

Bugg 1 erkannte die Chance. Immer mehr rückte er in den Vordergrund. Sein gescheitertes Leben begeisterte und die Kumpane wollten immer mehr von ihm wissen: Wie war das dort? Was hast du dann gemacht? Warum war das und dies?

Seine Storys nahmen kein Ende. Jeden Abend, ja jede Nacht, füllte er die Ohren seiner Zuhörer mit Lebensgeschichten und schmückte diese Erzählungen selbstverständlich zu seinen Gunsten aus. Was war schon Wahrheit? Die legte man sich doch zurecht. Nach 20 Schnäpsen war alles wahr – am nächsten Tag normalerweise alles vergessen. Nicht so bei seinen künftigen Tatgenossen! Sie glaubten ihm. Vergessen wurde nichts. Sie wollten werden, wie er in seinen Geschichten vorkam. Das war es, was sie wollten, nicht Realität und Arbeit. 

Bugg 1 wurde zum „Meister“ und als solches bezeichnete er sich selbst sehr gerne. Die Kumpels akzeptierten seine Führungsrolle und waren von ihm fasziniert. Er war der perfekte Manager für sie, selbst bei dickem Schädel nach durchzechter Nacht.
Die Sause begann langsam, aber sicher.

Geld benötigten sie alle. Die Abende waren teuer, das Leben unbezahlbar. Überhaupt stellten sie sich das anders vor. Karibik, New York, Mexiko – das musste jeder einmal gesehen haben. Mallorca sollte ihre Rentnerdomäne werden; immer warm, aber nicht zu heiß.
Ganz aufgeregt kam am Abend Bugg 3 zur Biersitzung. Er hat was gefunden, womit die Träume schnell real werden konnten: ein Kreditangebot. 10.000 € ohne Auskunft. Auszahlung garantiert. Keine Formulare erforderlich. Unterschrift ausreichend. Ein echt super 6-Punkte-Programm. Kohle käme sofort.

Besser ging es nicht! Die anderen schauten sich den Wisch gleich genau an. Ja, da stand alles drauf, was ihr Herz begehrte. Und dazu echt pflegeleicht zu beantragen
und durchzuziehen. Der Abend war gerettet. Jetzt und vor allen Dingen heute konnte man verschärft bei den köstlichen Getränken zuschlagen. Champagner sollte
dazukommen. Heute ist unser Abend der Nächte! Auf dieses Ereignis hatten sie schon so lange gewartet und endlich kam was finanziell Positives.
Viele Privatdarlehen waren schon aufgenommen worden, deren Geber ungeduldig auf die Rückzahlung warteten, manche teilweise aggressiv. Dies würde nun alles erledigt
werden. Der Kreditantrag würde halt erhöht und basta. Bugg 3 wollte nicht zehntausend, sondern zwanzigtausend beantragen, vielleicht auch dreißigtausend. Das würde morgen
besprochen. Bugg 1 war sofort klar, dass der Kreditfritze über den Tisch gezogen werden müsse; er war ja schließlich selber blöd, Geld ohne Sicherheiten herauszugeben.
Die Realität nahm ihren Lauf. Trotz durchfeierter Nacht vergaß das Quartett nicht, sich am Nachmittag zu treffen, um gemeinsam das erste Formular auszufüllen. Es sollte kein Fehler passieren.
Das Glücksgefühl ließ sie sich gegen 14 Uhr in der Stammbeiz zur Sache treffen. Bugg 1 hatte zwar noch zittrige Finger von der übertriebenen Sauferei, aber sein Verstand war wach. Schon beim nun nüchternen Anfassen des Kreditzettels knisterte für ihn förmlich alles vor Kriminalität. Das konnte er nur spüren. Die anderen waren hierfür zu unerfahren. Ja, er fühlte, dass da was nicht stimmen konnte. Aber, was war schon dabei? Zu verlieren gibt es nichts. Ran an das Formular! Gelder ihr könnt kommen! Sie konnten es nicht erwarten.
Und so geschah es. Nur Name, Adresse, Kreditwunsch angeben, einfacher ging es nicht. Bugg 3 setzte seine Unterschrift als Antragsteller, sauber und leserlich und dann ab die Post. Geld für die Briefmarke hatten sie noch. Beim Beizer in der Kneipe nebenan ließen sie des Nachts anschreiben. Er war ein Spezi von Bugg 2 und machte kein Theater. Hoffentlich reagieren die Kreditfuzzis bald. Das Leben unseres Quartetts war auch ohne Urlaub teuer. Die Kohle muss so schnell wie möglich her.
Mann o Mann! Tatsächlich traf bereits am dritten Tage nach dem Abschicken schon eine Nachricht ein. Was stand da – sofort zu erkennen?
›Nach Prüfung ihres Kreditantrages können wir ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, dass ihrem Kreditwunsch entsprochen werden kann!‹

……

Die Sausen begannen

Die geklaute Idee

Ein Berater

Alkohol bestimmt den Tag

Zunächst Kleingeld

Es geht nicht lange gut

Planungen

Wirte haben Saison

Noch alles OK

Traum schnell vorbei